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Verheerendes Unwetter in Valencia - Schwerwiegende Folgen für die Zukunft der spanischen Handfächermacher (Oktober 2024)

  • Autorenbild: Esther Ramos
    Esther Ramos
  • 8. Nov. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Veehrendes Unwetter (die Gota fría) in der Region Valencia, 29.11.2024 - Der Tag danach



<< Wir haben eineinhalb Meter Schlamm in der Werkstatt. Wir werden von so vielen Menschen unterstützt, dass man es sich gar nicht vorstellen kann! Eine Armee von schlammverschmierten Freiwilligen, die fleißig den Schlamm wegräumen...  An manchen Tagen hatten wir 30 oder 40 Freiwillige, die mit Bürsten, mit Schaufeln und mit Schubkarren den Schlamm weggeschafft haben... Die Helfer kommen aus Alicante, Burgos, Santander, Salamanca... Aber es geht nicht darum, den Schlamm zu beseitigen, es geht darum, das Leben neu zu beginnen.>>



Aldaya, VErheerendes Unwetter 30.11.2024




So erklärte mir eine direkte Zeugin des verheerenden Umwetter (genannte Gota Fría = Kalter Tropfen*) Tragödie am 29. Oktober. Sie ist Handfächermacherin und übt den Beruf aus, den schon ihre Urgroßeltern ausgeübt haben. Sie lebt in Aldaya, einem Dorf mit 32.000 Einwohnern, 10 km von Valencia entfernt. Aldaya ist eine der 70 valencianischen Gemeinden, die von den verheerenden Überschwemmungen betroffen sind, über die in der vergangenen Woche in den Medien berichtet wurde.



Autos übereinander. Gota Fria Valencia 2024


Aldaya gehört zum Gebiet Huerta Sur (Gemüsefelder Süd). Das sehr flache Gemeindegebiet wird von Norden nach Süden vom Chiva-Kanal (auch als Poyo-Kanal genannt) und im Süden der Stadt vom Aldaia- oder La Saletta-Kanal durchquert. Das Obst- und Gemüseanbaugebiet wird durch den Benáguer-Kanal bewässert, der aus Cuart de Poblet kommt. Von Nordwesten her endet der Sargueta-Kanal in der Nähe des Bahnhofs von Aldaia (Quelle:  https://es.wikipedia.org/wiki/Aldaya)


Wie man lesen kann, gibt es überall Wasserwege. Wenn das Wasser steigt, wird der Chiva-Kanal überflutet und das Wasser dringt nach Aldaya ein. Die Nachbarn sind daran gewöhnt, dass das Wasser manchmal bis zu einem halben Meter ansteigt, und sie schützen ihre Erdgeschosse mit selbstgebauten Barrieren.



Kanal in Aldaya - Barranco el Poyo en Aldaya


Seit Jahren fordern die Anwohner und der Gemeinderat eine Umleitung des Kanals aus Angst vor einer Katastrophe, wie wir sie in den letzten Tagen erlebt haben. Zum Leidwesen der Anwohner und der angrenzenden Gemeinden wurde dieser Forderung nie entsprochen und die gewünschte Umleitung nicht rechtzeitig eingerichtet.



Existenzgrundlagen in Gefahr



<<Wir sind auf der beruflichen Ebene sehr stark betroffen. Einige von uns werden ihre Werkstätten schließen müssen, weil sie nicht mehr weiterarbeiten können. Andere sind betroffen, weil ihre Zulieferer betroffen sind. >>


Atelier der Handfächermacherin nach dem veehrenden Umwetter in Aldaya


Das von den schrecklichen Überschwemmungen betroffene Gebiet lebt von der Landwirtschaft und der Industrie.


Es gibt viele kleine Familienbetriebe, die seit Generationen bestehen. Im Fernsehen wurde ein Nachbar interviewt, der das Geschäft seines Vaters, die Reparatur von Nähmaschinen, weiterführt. Die Schreinerei eines anderen Nachbarn wurde von den Fluten zerstört.


In Aldaya befindet sich der größte Teil der Handfächermanufakturen Spaniens und Europas. Nur wenige Manufakturen beschäftigen sich mit der Anfertigung der Gestelle für die Handfächer. Bis zum 28. Oktober 2024 waren es nur vier. Sie verwenden Maschinen aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, die heute nicht mehr hergestellt werden.


Es gibt noch viele weitere kleine Werkstätten, die sich mit der Fertigstellung einzelner Teile des Fächers beschäftigen: Bespannen, gravieren, Handsägen, Lackieren, Besticken von Stoffen und Verzieren mit Spitzen, Bemalen usw. An der Anfertigung eines Fächers können grob und je nach Aufwand bis zu 7 Personen beteiligt sein.  Diese Handwerker arbeiten von Hand am Fächer. Keiner kommt ohne den anderen voran. Echte Teamarbeit! Manchmal benutzen sie kleine Maschinen, die sie von ihren Eltern und Großeltern geerbt haben.


Die meisten haben ihre Werkstätten im Erdgeschoss der Gebäude. Einige ihrer Eltern wohnen noch in den oberen Stockwerken. Das Hochwasser in Aldaya stand bis zu zwei Meter hoch auf den Straßen und in den Häusern. Die alten Werkstätten, die Maschinen, das Material und die jahrelange Arbeit wurden von den Wassermassen mitgerissen.





<<Wir sind immer noch neben dem Kanal. Wer kann mir garantieren, dass im nächsten Jahr, nach den Anstrengungen dieses Jahres, nicht wieder dasselbe passiert?.>><< Wann wird die nächste Flut kommen?>>


Haus und Atelier von Handfächermacher Familie


Die Werkstatt unserer Fächermacherin befindet sich im Erdgeschoss des von ihren Großeltern geerbten Familienhauses. Sie ist auf das Bespannen und Besticken von Fächern spezialisiert. Der Fächerrahmen ist die Grundlage des Fächers, aber der Fächer kann nicht ohne jemanden existieren, der seine Rippen mit Stoff verbindet. Das Bespannen ist einer der wichtigsten Schritte im Anfertigungsprozess.



Die Gilde der spanische Handfächermacher


<<Da sind Menschen, die ihr Lebenswerk verloren haben.>>

Die Fächermacher von Aldaya haben bereits eine schwere Wirtschaftskrise und eine Pandemie überstanden. Jetzt müssen sie sich mit den Folgen der verheerenden Überschwemmungen auseinandersetzen.


Sie sind in der Gilde der spanischen Handfächermacher organisiert, die auf eine 200-jährige Geschichte zurückblicken kann. Einige ihrer Mitglieder haben ihre Werkstätten verloren. Andere haben schwere Schäden erlitten. Diejenigen, die am stärksten betroffen sind, erwägen angesichts der hohen Kosten und Anstrengungen und der Ungewissheit, ob sich die Katastrophe in den kommenden Jahren wiederholen wird, ihre Tätigkeit einzustellen.





Handfächermacher in Spanien


Es gibt immer weniger Handfächermacher. Viele von ihnen werden in den kommenden Jahren das Rentenalter erreichen. Der Beruf der Fächermacher ist vom Absterben bedroht.

In den Jahren nach der Pandemie ist die Nachfrage nach Fächern stark gestiegen. Die Fächermacher hatten so etwas seit Langen nicht mehr erlebt und konnten die Nachfrage der Kunden wegen des Mangels an Arbeitskräften nicht rechtzeitig befriedigen. Junge Leute wollen nicht mehr im Kunsthandwerkbereich arbeiten.



Große Bedeutung des Fächers in Valencia


Der Fächer ist nicht nur ein praktischer Gegenstand gegen hohe Temperaturen - auch bedingt durch den Klimawandel - sondern auch eines der ältesten Modeaccessoires der Menschheit und ein Kunstwerk an sich. In Valencia ist der Fächer Teil einer Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wird:

 

  • Schon zur Taufe oder Kommunion ist es üblich, dass die Familie dem Kind einen individuell gestalteten Fächer schenkt als Erinnerung an diesen Tag; 

  • in der Handtasche einer Valencianerin fehlt nie ein Handfächer;

  • Familien bewahren wertvolle Stücke ihrer Vorfahren auf;

  • Eine valencianische Braut geht niemals ohne ihren kunstvoll handgefertigten Fächer zum Altar.

  • Die luxuriöse regionale Tracht der valencianischen Frau wird immer durch einen kunstvollen Fächer ergänzt.

 


Falleras Valencia. Abanico de fallera


Die Fächermanufaktur hat sich dort seit Anfang des 20. Jahrhunderts angesiedelt. Der Fächer ist zu einem typisch spanischen Symbol geworden: Wer denkt nicht an Spanien, wenn er einen Fächer sieht?



Wenn wir weiterhin einen schönen Fächer in den Händen halten wollen, der nachhaltig und von fachkundigen Händen in Europa hergestellt wird, müssen wir mehr denn je die Handfächermacher von Aldaya unterstützen. Nur sie können das Erbe, das sie von ihren Eltern erlernt haben, bewahren und weitergeben, damit wir uns auch in Zukunft an hochwertigen Fächern erfreuen können und die Tradition der Fächerherstellung nicht verloren geht.



Spenden werden gesammelt


Liebe Freunde des Fächers, ich lade Sie heute ein, sich an der Kampagne zu beteiligen, um den spanischen Fächermeistern zu helfen, die in diesen Tagen ihr Familienerbe und ihre Arbeit verloren haben.


GREMIO MAESTROS ABANIQUEROS

IBAN:   ES92 3159 0035 2922 7267 1229

BIC/SWIF: BCOEESMM159

Betreff / Referenz: DANA

Caixa Popular de Aldaia (Avda. Hernán Cortés)

Die Banküberweisung ist kostenlos für Konten in der EU


Oder Growdfunding Plattform: https://gofund.me/3800560c



Warum sich engagieren?


  • Um Familien in Not zu unterstützen

  • Weil jeder Fächer Tradition und Kunst ist, die nicht verloren gehen darf.

  • Um ein einzigartiges Kunsthandwerk weiterhin erhalten zu können

  • Um Arbeitsplätze zu erhalten

  • Um ein lokales, nachhaltig hergestelltes Produkt zu unterstützen und zu erhalten

  • Damit wir weiterhin europäische QUALITÄTSFÄCHER MADE IN SPAIN kaufen können, ein Produkt, das uns so sehr am Herzen liegt!



<< Was gesammelt wird, wird unter den Betroffenen verteilt, um denen zu helfen, die neu anfangen oder das Vorhandene wiederherstellen wollen, damit das kulturelle Erbe nicht verloren geht>>



 


  • Vereehrendes Umwetter / Gota fria = Kältetropfen

Die spezielle Wetterlage, die in Spanien insbesondere im Herbst regelmäßig auftritt, wird als Gota Fría bezeichnet, was auf Deutsch „Kalter Tropfen“ bedeutet. Diese Bezeichnung beschreibt kalte Luftmassen, die aus den nördlichen Breiten über mehrere Kilometer in die Höhe strömen und in Verbindung mit dem zu dieser Jahreszeit noch warmen Mittelmeer zu heftigem Starkregenfällen führen



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